Erst neulich erzählte mir ein alter Freund (Ende 30), dass er gerade von seinem ersten Pauschalurlaub aus Spanien zurückgekehrt sei. Ich war erstaunt, geradezu perplex. War nicht jener Freund immer einer derer gewesen, die sich sozusagen an vorderster Front bewegten, wenn es um die Verschiebung der Grenzen dessen ging, welche Orte man individuell auf diesem Planeten bereisen kann? Jahrelang galt er für mich als einer der Pioniere des Radreisens in fernste Länder; jene, die oft kaum einen funktionierenden internationalen Flughafen ihr Eigen nennen konnten.
Und nun pauschal auf die Kanaren.
Das jedoch würde mich noch nicht wirklich beunruhigen. Allein der Umstand, dass es ihm dort außerordentlich gut gefallen habe und er gern wieder eine solche Reiseform zu wählen gedenke, stimmte mich dann doch nachdenklich. Auf Nachfrage nannte er folgende Gründe für die Wahl dieser Pauschalreise: a) „Keine fremden Kulturen mehr kennenlernen zu wollen“, b) “Strand und Sonne pur“, c) „nur wenig Zeit zur Verfügung gehabt zu haben“ und d) „es sollte nicht die Welt kosten“. Soweit so gut.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch verehrte LeserInnen, ich möchte hier kein Plädoyer für den „richtigen“ Urlaub halten, denn den gibt es ja bekanntlich nicht. Vielmehr interessieren mich die Gründe, aus denen Menschen in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens so unterschiedliche Reiseformen wählen. Handelt es sich um einen Automatismus, dass man mit steigendem Alter auch pauschalere Urlaubsformen wählt? Zieht es insbesondere die Altersgruppe, in der u.a. das Thema Eigentumswohnung gerade sehr virulent realisiert wird, zunehmend in Regionen mit vermeintlich höherer Sicherheit und Komfort, gelockt von günstigen Reisearrangements? Und wenn ja, wohin werden diese Menschen reisen, wenn Sie 50 oder 60 Jahre alt sind?
Ein anderer Bekannter, der Indien bisher als seine „zweite Heimat“ deklarierte, kehrte ebenfalls erst kürzlich aus einem Cluburlaub aus Antalya zurück. Auch ihm galt mein Interesse, da er in der Türkei ebenfalls seinen ersten Pauschalurlaub verbrachte und durchaus einen gewissen Gefallen daran fand. Hauptgründe für ihn waren, das preiswerte Angebot und das begrenzte Zeitbudget.
Während ein Teil der heute 50- bis 60-jährigen Menschen, die früher oft und viel als Backpacker unterwegs waren, heute weiterhin das Abenteuer, jedoch etwas „dosierter“, suchen, scheint die nächste Generation keine Berührungsängste mit einem Pauschalurlaub zu haben. Neben längeren Reisen, für die früher noch mehr Zeit war, treten nun mehrere kürzere, auch gern pauschal organisierte Reisen. Ein Mangel an Zeit und die verlockenden Angebote scheinen zwei der Hauptgründe zu sein, sich für eine Pauschalreise zu entscheiden. Es kommt somit also zu einem „Mischkonsum“ von Pauschal- und Individualreisen. Ideologische Barrieren weichen zunehmend opportunistischen Motiven. So what?
Letztlich sind die kulturellen und vor allem ökologischen Auswirkungen bei Pauschalreisen deutlich geringer, als bei einer gleichlangen Individualreise. Jedoch ist zu befürchten das die lebenserfahrungstechnische Bedeutung einer solchen Unternehmung ebenfalls stark hinter anderen Reiseformen zurückfällt. Einzig über das „Wie – kann – es – sein, – dass – die – Reise – so – billig – ist?“ sollte man in Zeiten von bewusstem Konsum mal ernsthaft nachdenken. Aber hey, wir reden über (Pauschal)urlaub und in der schönsten Zeit des Jahres möchte man sich ja schließlich nicht den Kopf über Ungerechtigkeiten dieser Welt zerbrechen müssen.
Auch gut.