Afrika Reiseliteratur

Inside Mugabe’s Zimbabwe

Als ich neulich die Liste der Preisträger des Travel Book Awards durchsah (http://www.bgtw.org), wurde ich auf den Preisträger von 2010 aufmerksam. Das Buch mit dem Titel „The Last Resort“ weckte mein Interesse, weil es anhand der Geschichte eines Resorts für Backpacker in Mutare im Osten Zimbabwes die Entwicklungen seit den ersten Enteignungen weißer Farmer im Jahr 2000 nachzeichnet. Der „touristische“ Blickwinkel auf das Thema schien mir dabei besonders spannend.

Das Buch trägt den Untertitel „A memoir of Zimbabwe“, was damit zu tun hat, dass der Autor über das Resort seiner Eltern schreibt und in dem Zusammenhang auch seine Kindheitserlebnisse verarbeitet. Er selbst ist in Mutare geboren und nach dem Studium nach England gegangen, um dort als Journalist zu arbeiten. Der Autor beschränkt sich in dem Buch größtenteils auf die Beschreibung der Ereignisse im Zeitraum von 2000-2009.

Nach den ersten Enteignungen in der Region Mutare fürchten seine Eltern das Schlimmste, müssen Sie doch täglich damit rechnen ebenfalls von den sogenannten Kriegsveteranen heimgesucht zu werden. Und obwohl sich Land nicht unmittelbar als Farmland eignet, scheint es nur eine Frage der Zeit bis sie die nächsten sind. Um von sich abzulenken lassen sie zu Beginn das gesamte Anwesen verwildern, später vermieten sie die Chalets an Liebesmädchen, bauen Gras an oder versuchen selbst in den Besitz eines Anspruchsscheins A2 zu kommen, um ihr eigenes Land legal besetzen zu dürfen. Mit stoischer Gelassenheit, Raffinesse und einer guten Portion Glück überstehen sie zwei Wahlen, überleben viele ihrer Freunde bis Anfang 2008 auf einmal 30 bewaffnete Kriegsveteranen die Einfahrt zu ihrem Anwesen heraufkommen….

Die Stärke des Autors liegt darin, dass er über sehr gute Kenntnisse der Region und seiner Menschen verfügt. Das verleiht dem Gegenstand seines Buches eine besondere historische Tiefe.

Anhand konkreter Personen und deren Vita ist er in bis zu einem bestimmten Punkt in der Lage, konkrete Veränderungen und bestimmte politische Entscheidungen auf lokaler Ebene zu erklären und transparent zu machen. Somit erhält der Leser einen guten Einblick in die Denkweise und die Handlungsmöglichkeiten ausgewählter lokalen Akteure in diesen Jahren. Dieser Umstand ist umso erstaunlicher, weil viele Passagen und Erzählungen auf den Berichten seines Vaters beruhen, da der Autor selbst nur wenige Wochen im Jahr vor Ort weilte. Vor allem in kritischen Situationen bringt er mehr als ein Mal seine Angst bzw. Erleichterung darüber zum Ausdruck bringt, dass er nun einen britischen Pass hat und in New York lebt. Ob das die ideale Perspektive ist, um über ein solches Themen zu schreiben, bleibt offen.

Eine Schwäche des Buches allerdings ist, das zu sehr auf der lokalen Ebene verharrt. Man hätte sich oft gern mehr diese Ereignisse in einen größeren Zusammenhang eingebettet gewünscht bzw. kulturelle Verhaltensmuster besser herausgearbeitet gesehen. Die oft rein chronologische Erzählweise des Buches hat darüber hinaus auch zur Folge, dass der Autor auf rein sprachlicher Ebene wenig brilliert. Momente in denen sich der Gegenstand des Buches von den konkreten Ereignissen löst, stellen die Ausnahme dar.

Es ist am Ende ein Buch für diejenigen, die sich dem politischen Wandel in Zimbabwe seit 2000 gern einmal aus einer anderen, subjektiven Weise, jenseits politologischer Ansätze nähern wollen. Ein trotz gewisser Längen meistenteils spannendes Buch, in dem der Autor allzu oft selbst zum bloßen Zeugen der Geschichte seiner Eltern wird. Eine Geschichte, die er oft als Kuriosum empfindet. Insofern passt dieses Buch vielleicht ganz gut zum zweiwöchigen Strandurlaub in Mombasa, Durban oder auf Sansibar.

Douglas Rogers: The Last Resort. A memoir of Zimbabwe. Short Books, London 2010. 444 Seiten, £8,99.