Festival Reiseberichte Zeitgeist

Hippies auf Acid unten drunter

„Over the years Rainbow Serpent has evolved beyond a festival, into a community of like minded individuals from the four corners of the world. Individuals ready to take on the future with hope and optimism, based upon a platform of creativeness, celebration, gratitude, love and respect.“(Auszug aus dem Festivalheft)

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Die Rede ist hier vom Rainbow Serpent Festival, welches jedes Jahr Ende Januar in Beaufort, circa vier Autostunden nordwestlich von Melbourne, Australien stattfindet. Im Vergleich zu den einschlägigen alternativen Festivals oder Gatherings in Europa wie der Fusion, der Boom oder der U-site gibt es eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten, aber auch spannende, weil unerwartete Unterschiede.

Da eine Vielzahl der auftretenden Artists aus Westeuropa, den Staaten oder der UK kommen, war der dargebotene Goa,Trance und Minimal nichts originäres. Lokale Projekte waren ebenfalls vertreten, die für die musikalische Abwechslung sorgten. Der Aufbau des Festivals mit Bühnen, Zelten, Chill-out- areas und Spaces für Kino und Theater war nichts ungewöhnliches.

Berauschend und neu für mich war das spirituelle Grundrauschen des Festes. Keine aufgesetze, inszenierte Esonummer, sondern eine von den Aboriginies vorgetragene und von den meisten geteilte Form des Respektes gegenüber der Natur, seinen „Gastgebern“ und seiner Mitmenschen. Die opening ceremony mit dem Känguruh Dance, der Aboriginies, die durch das Stampfen Ihrer Füße mit der Erde in Dialog treten und die Kraft der Traumzeit freisetzen, war für mich der perfekte Start/ Transition in eine Woche mit Gleichgesinnten. Am Ende der Zeremonie umarmten sich alle Anwesenden und das Festival hatte nicht nur technisch, sondern vor allem gefühlsmäßig begonnen.

dscn7836aEin weiterer Unterschied gab es bei den auf dem Festival anwesenden Menschen. In Puncto Kreativität der Outfits als auch des Umgangs mit Anderen empfand als sehr angenehm, weil unprätentiös, zurückhaltend und open minded. Natürlich konnte man auch hier einen Hang zu Narzismus, übersteigerten Individualismus und Selbstdarstellung nicht leugnen, so fand ich seine Ausprägung doch bei weitem nicht annähernd so krass wie auf europäischen Festivals. Selten habe ich in meinem Leben so angenehme, abgedrehte Menschen getroffen mit denen man zu jeder Zeit und an jedem Ort des Festivals tanzen, lachen und sich lieben konnte.

Ein letzter Punkt sei noch erwähnt: Die ökologische und sanitäre Organisation des Festes. Noch NIE habe ich ein so sauberes Gelände, Komposttoiletten und Duschen erlebt wie hier down under. Der Müll wurde überall getrennt und Glas verboten. Das lag m. E. nicht daran das überall Reinigungskräfte da waren, um einen den Müll nachzuräumen, sondern das viele begriffen hatten, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, wenn er sich auf eine saubere Wiese legen oder sich auf eine saubere Brille setzen möchte. Just simple as that.

Die Tatsache, dass die Menschen auf dem Festival jenseits der in Europa so verbreiteten Ansicht, „ich bezahle für etwas und muss mich danach um nichts mehr kümmern“ agierten, war für mich der vielleicht bleibendste Eindruck. Die Ansage war klar: „Jeder Einzelne ist dazu aufgefordert die Welt in der wir leben durch seine eigene Kreativität, gegenseitigen Respekt und Liebe zu einer für ALLE l(i)ebenswerten zu machen.“

„We are all visitors to this time, this place. We are just passing through. Our purpose here is to observe, to learn, to grow, to love… and then we return home.“ (Aboriginal Philosophie)

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Selten habe ich das so gut umgesetzt erlebt wie hier auf dem Rainbow Serpent. Aber schreiben kann man immer viel. Am besten Ihr schaut Euch das mal selbst an.

Das nächste Rainbow Serpent findet vom 21.-24.01.2011 in Beaufort statt.

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„You don’t need to be creative to be creative“