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Im Land der grünen Esel

where the animal lives
where the animal lives

Wie so oft in hiesigen Breiten wird man Ende Februar das ungute Gefühl nicht los, das der Winter noch ewig dauern könnte. Aus diesem Grund stellt sich jedes Jahr von neuem die Frage, wo lässt er sich, ein Stück jedenfalls, ohne um die halbe Welt fliegen zu wollen, abkürzen? Wenn man jetzt aber auch noch anspruchsvoll im Sinne von „alles-außer-Massentourismus-und-Beton“ ist und auch noch zwei Kleinkinder glücklich machen möchte, von den Erwachsenen ganz zu schweigen, wird es schwierig, sehr schwierig. Dachten wir.

Marokko ist ein schönes Land, ein Land in dem viele ihre ersten Reiseerfahrungen sammeln durften. Damals genauso wie heute. Und obwohl es ein unmittelbarer Nachbar der Festung Europa ist, bliebt das Land, im Gegensatz zu vielen anderen Mittelmeeranrainern bisher vom Fluch zubetonierten Küsten und sich daran erstreckenden Hotelburgen verschont. Von Agadir vielleicht mal abgesehen.

bienvenu a Tafedna
bienvenu a Tafedna

Und just an der Atlantikküste, eine Fahrstunde im 123er Daimler südlich von Essaouira fanden wir bei Tafedna einen Ort von dem Touristiker und Politiker alike so gern sprechen, wenn sie von nachhaltigem, wegen mir auch sanftem Tourismus sprechen. Aber halt allzu oft auch nur sprechen.

In einer mittelgroßen Bucht, am Ende einer schmalen Asphaltstraße hat Antoine, ein aus Marokko stammender Franzose gemeinsam mit vielen Leuten ein solches Kleinod mit dem Namen „Ane vert“geschaffen. Einen Ort, an dem man gern seine (Urlaubs-)Zeit verbringt und der auch ohne obskure Nachhaltigkeitszertifikate ganz unprätentiös vorlebt wie modern und einfach zugleich Urlaub im Jahr 2017 aussehen kann.

Ganz selbstverständlich benutzen hier viele Gäste die Kompostklo’s, werden die Zutaten für das Essen in Hochbeeten angebaut und Zimmer aus regional verfügbaren Materialien gebaut. Und obwohl Wasser und Strom nicht zu jeder Tageszeit verfügbar sind, beschwert sich niemand. Wer mag macht Yoga, geht Surfen oder entlang des menschenleeren Strandes oder in die Berge wandern.

Das lokale Essen ist sensationell. Eine Mischung aus marokkanischer und berberischer Küche lässt einen den Abend sehnsüchtig herbeisehnen. Nur deswegen allein möchte man noch länger bleiben.

sea, mountains and sky
sea, mountains and sky

Eine kleine internationale Crew kümmert sich dabei liebevoll, manchmal etwas delayed um die zumeist jüngeren Gäste, die eine bunte Mischung aus Hipstern und Hippies bilden. Und wer wie wir mit Kids reist, schätzt sehr schnell den Komfort einer Open-Air-Bar, an der man bei regionalen Rauchwaren und vin rouge mit angenehmen Leuten am Abend abhängen kann.

das ist meine Campingliege
das ist meine Campingliege

Den Unterschied machen jedoch vor allem auch die kleinen Details: Es gibt vegan/vegetarisch und nicht vegetarisches Essen, für Backpacker gibt es für wenige Euro ein Bett sowie einen reduzierten Essenspreis. Um Mitternacht schließt die Bar und niemand stört sich an mitgebrachten Getränken.

Und wenn dann auch noch das ganze Handling wie Abrechnung, Transfers, Feedback und technische Problemlösung ganz entspannt und doch professionell daher kommt, kann man sagen: Hier haben Menschen etwas sehr angenehmes geschaffen, nämlich einen Ort, an dem man ganz ungezwungen mit anderen Menschen gern seine Zeit verbringt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

http://ane-vert.com/lodge/