Zeitgeist

„Das machst Du richtig!“

Am ersten März diesen Jahres ist es wieder soweit: ich fange, nach einer 14-monatigen Auszeit, wieder an zu arbeiten. Bei meinem alten Arbeitgeber. Wer hätte das gedacht!

Bis dahin sind es zwar noch zwei Monate, aber da ich gerade viel Zeit habe, möchte ich diese nutzen ein kleines Resümee zu ziehen. Um es gleich vorweg zu nehmen, es war eines der abwechslungsreichsten und ja, eines der schönsten Jahre meines bisherigen Lebens.

Hintergrund der Auszeit, war die Tatsache, dass mein Sohn im diesem Sommer in die Schule kommt und damit die Möglichkeit, spontan auch gern mal länger zu Verreisen, stark eingeschränkt wird. Aus diesem Grund machte ich Gebrauch von der Regelung in den ersten acht Lebensjahren eines jeden Kindes eine 12-monatige unbezahlte Elternzeit nehmen zu können. Das heißt man ist krankenversichert und darf höchstens 450€ hinzuverdienen. Obwohl weder bei der Krankenkasse noch bei der Elterngeldstelle jemand diese Regelung kannte, bekam ich dann letztlich doch den Brief mit der Einverständniserklärung.

Die ersten Monate waren von Hektik und „Überplanung“ geprägt, so als ob ich gar nicht in der Auszeit wäre. Mindestens ein Vierteljahr dauerte es, bevor ich begann ruhiger zu werden, nicht ständig meine Zeit „maximal“ nutzen zu wollen. Nach zehn Jahren Berufstätigkeit hat man scheinbar völlig verlernt, Nichts zu tun. Einfach mal einen Tag spazieren zu gehen, die Menschen zu beobachten oder länger als drei Stunden mit seinen Großeltern zu verbringen. Das Gefühl, das Jahr nicht in der Taktung von zur Verfügung stehenden Urlaubstagen zu leben, ist wie eine Erlösung! Ich verbrachte zwei wunderschöne, ausgedehnte Urlaubsreisen mit meinem Sohn, die allein schon jede Auszeit gelohnt hätten. Ich schliff meine Kommode ab, bastelte Lampen für die Wohnung, half meinen Nachbarn, besuchte meine Großmutter so oft wie in den letzten Jahren zusammen, lernte eine tolle Frau kennen, las zehn Bücher und schrieb genauso viele Artikel.

Zwei Dinge habe ich für mich in dieser Zeit erkannt: Erstens, das ich jemand bin, der etwas zu tun braucht, der nicht herum sitzen kann auch wenn er sich nicht um Geld sorgen muss. Ich brauche eine Beschäftigung. Insofern kann ich das Argument der Gegner des bedingungslosen Grundeinkommen, die Menschen würden anfangen nicht mehr zu tun, nicht bestätigen. Zweitens, brauche ich Bestätigung von anderen, in dem was ich tue, und das bekomme ich immer noch am ehesten über meinen regulären Job. Genau deshalb freue ich mich schon auf meinen beruflichen Neueinstieg. Vor dem Hintergrund meiner einzigartigen Auszeit könnte ich kaum entspannter, zufriedener und motivierter sein.

Wenn ich Ihnen also etwas raten darf, nehmen Sie eine Auszeit und hören Sie endlich auf Dinge diesbezüglich abzuwägen, getreu dem Motto: „ Es gibt nichts Gutes außer man tut es!“ Und glauben Sie mir, kein Geld der Welt, keine noch so tolle Karrierechance wiegt in meinen Augen die Zeit auf, die man mit seinem Kind verbringen kann bevor es in der „Domestizierungsmachinerie“ called Schule verschwindet. Amen.

Wenn Sie Hilfe bei der Verwirklichung Ihrer Auszeit benötigen, können Sie sich an folgende Adresse wenden: http://www.auszeitagentur.de/ oder wahlweise eine Email an: info@tawahi.de.