Ode

Ode an das Klo

Oft wird man gefragt: „Was ist eigentlich dein schönster Ort auf der Welt?“. Klare Frage, klare Antwort: Das Klo! Wenn Sie liebe(r) Leser(in) aber nun entgegnen, dass dieser Ort doch überall auf der Welt zu finden und nur in den seltensten Fällen „schön“ ist, kann ich Ihnen nur beipflichten.

Jedoch Einzigartigkeit als Wesensmerkmal des schönsten Ortes auf dem Planeten anzunehmen, halte ich, mit Verlaub, für weit gefehlt! Letztlich, und da muss ich Ihnen recht geben, dient er nur unserer Notdurft. Aber genau in jenem Moment ist es uns egal, ob die Klobrille schon spricht oder vorgewärmt ist.

Und das ist der entscheidende Punkt: Die bare Verfügbarkeit eines Klos im Moment des totalen Krampfes am anderen Ende der Verdauungstraktes ist das entscheidende Kriterium. Welche(r) Diarrhoepatient(in) sehnt sich nicht nach einem Ort der Ruhe, der Erleichterung, ja quasi einem Ort der Zuflucht, wenn der Schließmuskel nach einer stundenlangen Busfahrt schon so verkrampft ist, dass man gar nicht mehr aufrecht gehen kann? Das dann einsetzende Gefühl der Entleerung ist nur mit ganz, ganz wenigen Gefühlszuständen, zu denen ein Mensch fähig ist, vergleichbar.

Jeder Marketingexperte wird ihnen bestätigen, dass die schönsten und vor allem lange in Erinnerung bleibenden Erlebnisse oft die sind, bei denen ein Ereignis, nehmen wir mal eine Urlaubsreise, emotional aufgeladen ist. Und wer würde nicht behaupten, dass der Ort, in dem Fall ein Klo, das man sich nach einer langen Busreise im Urlaub mit Darmleiden herbei wünscht, ein Ort voller Sehnsucht wäre? Vielleicht kann ich mich auch deshalb an all diese Orte meiner Erleichterungen erinnern. Und nicht zufällig habe ich diese mit dem Label „unglaublich schön“ versehen und abgespeichert.

Kurzum, kein anderer Ort auf dieser Welt ist „schöner“ als ein Klo. Egal wie es aussieht!