Reiseberichte Zeitgeist

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Im Herzen Südost-Sachsen-Anhalts
Im Herzen Südost-Sachsen-Anhalts

Es begab sich zu Pfingsten im Jahre 2015 das sich zwei LOVOS aus Bergsachsen zu Fuß aufmachten, um der „Perle Thüringens“- Jena einen Besuch abzustatten. Vom Hotspot des Leipziger Westens, dem Lindenauer Markt aus ging es anfänglich parallel zu den in nicht mehr zeitgemäßen Statussymbolen (auch Autos genannt) sitzenden Menschen, die ihr Heil im Konsum vor den Toren der Stadt zu suchen pflegen, Richtung Westen. Am unvollendeten Elster-Saale-Kanal entlang schritten die beiden, auf angenehme Art und Weise stimuliert, vorbei an Einfamilienhausidyllen und Anglerschicksalen gen Saale, die Sie nach gut 30 km bei Bad Dürrenberg erreichten. Die Orientierung wurde durch die immense Kulisse der Chemieanlagen von Leuna erleichtert. Denn eines macht die Fortbewegung per pedes hochgradig verdrießlich: das Verlaufen. Nachdem wir in einem kleinen Ort vor der Kirche von Kindern liebenswürdigerweise mit Rostern versorgt wurden, ging der Weg ohne weitere Vorkommnisse, jedenfalls solche mit denen wir Sie lieber Leser hier nicht langweilen wollen, weiter in eine pittoresk gelegene Ortschaft namens Dehnitz, wo unsere beiden Wandersmännern ihr Quartier bezogen. Nach dem Genuss einiger Brauereierzeugnisse und dem Aufziehen dunkler Wolken geschuldet, zogen wir ein Baumarkthaus um, dass uns der geschäftstüchtige Wirt offerierte, natürlich für einen kleinen Obolus, den wir jedoch gern bereit waren zu zahlen.

Wer findet den Fehler?
Wer findet den Fehler?

Am darauffolgenden Morgen ging es nach einem etwas ungewöhnlichen Frühstück weiter entlang der Saale Richtung Südwest. Durch das hohe Aufkommen erholungssuchender Best-Ager auf Fahrrädern beschlossen wir, den Fahrradhighway zu verlassen und begaben uns stattdessen ins wunderschöne Mühlental, welches uns auf besondere Weise inkludierte. Nachdem wir die Weiten Südsachsen-Anhalts hinter uns gebracht zu haben schienen, zog uns der Geruch von Bratwurst und die Laute menschlicher Ausgelassenheit in Ihren Bann. Wenige Momente später befanden wir uns mit einer Bratwurst in der Hand in den freundlichen Fängen des Landvolkes. Gerade so entkommen, erreichten wir bei Camburg die thüringische Saale, wo wir am Ufer unter einer Brücke nach etwa 35 km Tagesmarsch unser Quartier aufschlagen mussten, da die thüringische Gastfreundschaft leider nach 21 Uhr aufhört.
Mit einem frischen Kaffee und Marmorkuchen ging es gestärkt unserem letzten, nun nur noch 25 km entfernten Reiseziel entgegen. Die Füße schmerzten zunehmend auf dem nun fast ausschließlich asphaltierten Weg. Nach weiteren 6 h Fußmarsch, einem Schnitzel, drei Bratlingen und einigen Apoldaer Kaltschalen später erreichten, die, sich die Straßenbahnendhaltestelle herbei sehnenden Wanderer, endlich ihr lang anvisiertes Ziel: Jena. Nach kurzer und unvermittelter „sozialer Erdung“ bestiegen wir am Abend den Linienbus in Richtung unserer Wahlheimat um eine Stunde später wieder den Ausgangsort der Reise zu erreichen. Mit der festen Überzeugung so bald wie möglich eine weitere „Landstreichung“ zu unternehmen, träumten sich unsere beiden Protagonisten in eine andere, nur aus Wandersmännern und -frauen bestehende Welt.

Durch diese hohle Gasse...
Durch diese hohle Gasse…
Pfingsten auf dem Land
Pfingsten auf dem Land